Wachstum und Schutz von Körperzellen


Wachstum und Schutz: Die Evolution hat die Lebewesen mit vielen Überlebensmechanismen ausgestattet: Sie lassen sich grob in zwei funktionale Kategorien einteilen: Wachstum und Schutz. Die Wachstums- und Schutz­mechanismen sind die fundamen­talen Verhaltensweisen, die ein Orga­nismus braucht, um zu über­leben. Jeden Tag nutzen sich im menschlichen Körper Milliarden von Zellen ab und müssen ersetzt werden. Um diese ständige Zellerneuerung zu gewährleisten, muss der Körper jeden Tag eine gewisse Energiemenge aufbringen.

 

Die Bewegung hin zu einem lebensfördernden Signal charakterisiert eine Wachstumsreaktion, der Rückzug weg von bedrohlichen Signalen deutet auf eine Schutzreaktion hin. Diese entgegengesetzten Bewegungen sind die beiden fundamentalen zellulären Reaktionen auf Umweltreize. Manche Umweltreize sind auch neutral - sie rufen weder eine Wachstums- noch eine Schutz­reaktion hervor. Allerdings können dabei die Mechanismen, die Wachstum und Schutz gewähr­leisten, nicht gut gleichzeitig ablaufen. Zellen können sich nicht gleichzeitig vorwärts und rückwärts bewegen.

 

Genauso wie die Zellen sind auch Menschen nicht in der Lage, ihren Wachstumsimpuls vollständig beizubehalten, wenn sie in ein Schutzverhalten übergehen. Zum Überleben brauchen sie in jenem Augenblick all Ihre Energie für Flucht und Kampf. Die Umleitung von Energien zugunsten der Schutz­reaktion geht immer auf Kosten des Wachstums. Dabei wird nicht nur die zur Erhaltung der Organe und Gewebe notwendige Energie abgezogen. Wachstumsprozesse erfordern auch einen offenen Austausch zwischen dem Organismus und der Umgebung, zum Beispiel wird Nahrung aufgenommen und Abfallprodukte werden ausgeschieden.

 

Eine Schutzreaktion erfordert jedoch, das System zu schließen, um den Organismus vor der erwarteten Gefahr abzuschotten. Das Unter­binden von Wachstum ist jedoch auch schwächend, weil der Wachstumsprozess nicht nur Energie verbraucht, sondern auch produziert. Wenn die Schutzhaltung also über längere Zeit aufrechterhalten wird, hemmt das die Produktion lebens­erhaltender Energie. Je länger Sie in der Schutzhaltung bleiben, desto stärker leidet das Wachs­tum darunter. Sie können Ihre Wachstums­prozesse sogar so weit unterbinden, dass Sie sich wirklich „zu Tode fürchten“ können.

 

Anders als bei Einzellern ist die Wachstums- bzw. Schutzreaktion bei mehrzelligen Organismen keine Entweder-/Oder-Entscheidung und nicht alle unserer 50 Billionen Zellen müssen gleichzeitig in eine Wachstums- oder Schutzreaktion gehen. Der Anteil der Zellen, die an einer Schutzreaktion beteiligt sind, hängt von der Schwere der wahrgenommenen Gefahr ab. So können Sie auch unter Stress weiter überleben, aber die chronische Einschränkung der Wachstumsmechanismen geht auf Kosten der Vitalität. Es ist auch wichtig zu beachten, dass zur vollen Entfaltung Ihrer Vitalität mehr nötig ist, als die Stressfaktoren in Ihrem Leben zu reduzieren. In einem Wachstums-/Schutz-Kontinuum versetzt Sie die Beseitigung der Stressfaktoren nur in eine neutrale Position. Um zu blühen und zu gedeihen müssen wir nicht nur die Stressfaktoren loswerden, wir haben auch aktiv nach einem freudvollen, liebevollen, erfüllenden Leben zu streben, das uns Wachstumsreize vermittelt.

 

entnommen aus US-Bestseller "Intelligente Zellen" des amerikanischen Zellbiologen Bruce H. Lipton, Ph. D.